Quelle: abendzeitung-muenchen.de
Tränen im Gericht: Die exakte Übersetzung einer Zeugenaussage sorgt im Prozess gegen Formel-1-Boss Ecclestone für Diskussionen. Einer wichtigen Zeugin ist das zu viel.
Übersetzungsprobleme haben im Bestechungsprozess gegen
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone für Schwierigkeiten gesorgt und eine wichtige
Zeugin in Tränen ausbrechen lassen. Eine Dolmetscherin hatte am Mittwoch vor
dem Landgericht München Probleme, die Aussage der Formel-1-Hausjuristin Sacha
Woodward-Hill korrekt vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Ecclestones
Anwälte korrigierten sie mehrfach, weil sie einzelne Sätze nicht richtig
wiedergegeben habe. Nach rund einer Stunde musste die Dolmetscherin gehen.
Ecclestones Anwälte betonten, die korrekte Übersetzung
sei wichtig, da Woodward-Hill als wichtige Zeugin gilt. Die Australierin
arbeitet seit fast 20 Jahren mit Ecclestone zusammen und gilt als eine seiner
engsten Vertrauten. Falls Ecclestone wegen Bestechung verurteilt wird und
seinen Job verlieren würde, gilt sie als mögliche Kandidatin für eine Nachfolgelösung
an der Formel-1-Spitze.
Der Streit um die Übersetzung setzte ihr aber offenbar
zu. Mehrfach wurde sie gebeten, einzelne Passagen zu wiederholen – anscheinend
zu viel für die ranghohe Juristin: In einer kurzen Unterbrechung verließ sie
weinend den Saal. Wenige Minuten später hatte sie sich wieder gefangen. Auf
Vorschlag von Ecclestone wurde ihre Aussage schließlich von seiner eigenen
Dolmetscherin übersetzt, die seit Jahren mit der Materie vertraut ist und die
komplizierten Begriffe kennt. Für Ecclestone wurde ein anderer Dolmetscher
gefunden.
Im Kern geht es in dem Prozess um den Vorwurf,
Ecclestone habe dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowksy 44 Millionen
Euro Schmiergeld gezahlt, damit dieser die Formel-1-Mehrheit an seinen
Wunschinvestor verkauft. Ecclestone stellte das Ganze hingegen als eine Art
Erpressung dar.
Die Übersetzungsprobleme fingen schon bei der Abfrage
der Personalien von Woodward-Hill an. „Unmarried“ sagte die Juristin auf die
Frage nach ihrem Ehestand. Die Dolmetscherin verstand stattdessen aber „I'm
married“ und übersetzte es somit als „verheiratet“. Während es sich dabei noch
um ein akustisches Verständnisproblem handelte, ging es kurz darauf um die Auslegung
einzelner Wörter: „Cordial“ übersetzte die Dolmetscherin mit „freundlich“ und
löste damit eine Diskussion darüber aus, ob es nicht besser „herzlich“ heißen
müsste.