Der Verein Weltlesebühne lädt am 30. September 2014
anlässlich des Internationalen Übersetzertags, nach dem Bibelübersetzer und
Schutzpatron des Berufsstandes auch „Hieronymustag“ genannt, in 32 Städten
weltweit zu rund 40 Veranstaltungen rund um das Übersetzen ein. Ziel der Aktion
ist es, die Arbeit von Literaturübersetzern sichtbar und anschaulich zu machen.
Alle Veranstaltungen finden im Format des „Gläsernen Übersetzers“ statt, das im
Rahmen einer ein- bis zweistündigen Präsentation Einblick in die
Übersetzertätigkeit gewährt: Ein Literaturübersetzer arbeitet öffentlich an
einer Übersetzung, macht seine Überlegungen transparent und stellt seine
Entscheidungen zur Diskussion.
Insgesamt 21 Veranstaltungen im Format des „Gläsernen
Übersetzers“ sind in Berlin, Düsseldorf, Flensburg, Frankfurt am Main,
Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Kiel, Köln, Leipzig, München, Niebüll, Stuttgart
und Zürich geplant. Darüber hinaus werden in 18 Goethe-Instituten,
beispielsweise in Bratislava, Buenos Aires, Delhi, Kairo, Peking, Tel Aviv und
Wellington, „Gläserne Übersetzer“ zum Einsatz kommen. Übersetzt wird Literatur
aus verschiedensten Sprachen, etwa dem Arabischen, Englischen, Finnischen,
Französischen, Hebräischen, Italienischen, Spanischen und Ungarischen.
In Berlin lassen sich Patricia Klobusiczky und Leila Chammaa
bei aktuellen Übersetzungsprojekten über die Schulter schauen, in Niebüll
überträgt Friedhelm Rathjen vor Publikum bisher unveröffentlichte Textpassagen
von Mark Twain, Ulrich Blumenbach übersetzt in Zürich Joshua Cohens „Witz“.
Weitere „Gläserne Übersetzer“ sind geplant mit Marieke Heimburger, Hans-Ulrich
Möhring, Dorothea Trottenberg u. v. a.
„Übersetzt man Literatur, bedeutet jeder Originaltext, jede
Ausgangssprache eine neue Herausforderung. Wie viele Varianten probiert man
aus, schlägt man im einsprachigen oder im zweisprachigen Wörterbuch nach,
recherchiert man bei Wikipedia oder auf der Seite eines Insektenforschers, wie
nah bleibt man am Original und wie viel eigene Inspiration fließt in den Text?
Im öffentlichen Arbeitszimmer des ,Gläsernen Übersetzers‘ kann man das live
mitverfolgen. Ideen, Vorschläge und Kritik aus dem Publikum sind willkommen“,
so die Vereinsvorsitzenden von Weltlesebühne e.V. Martina Kempter und Gabriele
Leupold.
Die Veranstaltungen zum Internationalen Übersetzertag sind
eine Initiative des 2009 gegründeten Vereins Weltlesebühne, der sich für eine
lebendige und streitbare Übersetzungskultur einsetzt. Der überregionale
Zusammenschluss von Literaturübersetzern möchte die öffentliche Aufmerksamkeit
auf die Bedeutung des Übersetzens als Kulturtechnik, Sprachhandwerk und
Wortkunst lenken und seinen Akteuren zu größerer Anerkennung verhelfen. Die
Idee des „Gläsernen Übersetzers“ stammt aus Skandinavien, heute hat sich das
Veranstaltungsformat weltweit etabliert.
Weitere Informationen zu Weltlesebühne e.V. finden Sie unter www.weltlesebuehne.de.
Die Aktion zum „Hieronymustag“ wird gefördert vom Auswärtigen
Amt, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Deutschen
Übersetzerfonds e.V., dem Goethe-Institut, der Kunststiftung NRW, Pro Helvetia,
der Robert Bosch Stiftung und der S. Fischer Stiftung.